Da sitze ich nun an meinem letzten Tag der Elternzeit hinterm Esstisch und denke über das vergangene Jahr nach. Am Montag geht es für mich zurück ins Arbeitsleben. Dann heißt es morgens früh aufstehen, fertig machen und ab ins Büro. Daher möchte ich euch einen Rückblick auf die Elternzeit geben.
Vor der Elternzeit hatte ich etwas Angst und auch nicht so richtig Lust ein ganzes Jahr zu Hause zu bleiben. Klar, freute ich mich auf unser zweites Kind, der ein Junge werden sollte, aber ich hatte echt Bammel, dass ich in diesem Jahr vereinsame oder mich zu Tode langweile. Ich bin nicht der Typ, der gerne in Babygruppen geht. Ich finde sie einfach zu überteuert.
Planung der Elternzeit
Damit ich nicht vereinsame und auch nicht verblöde, habe ich mir vor der Elternzeit Projekte aufgeschrieben, die ich gerne in dieser Zeit realisieren möchte. So wollte ich zum Beispiel mehr für die Webseite Imkerei Weiss meiner Eltern machen, Photoshop erlernen und Berlin erkunden. Ich habe auch ganz viele Nährprojekte geplant. Und ganz wichtig, die Einrichtung unserer neuen Wohnung!
Die Projekte habe ich schriftlich festgehalten. Etwas schriftlich festzuhalten hilft enorm um Dinge zu konkretisieren und man kann immer wieder einen Blick drauf werfen und überprüfen ob man denn ein Projekt erledigt hat.
Die Planung hat mir geholfen, nicht in einem untätigen Loch zu versinken.
Einige der Projekte habe ich nie in Angriff genommen. Photoshop kann ich immer noch nicht und mit der Webseite meiner Eltern habe ich mich nur minimal beschäftigt. Es kamen jedoch andere neue Dinge dazu.
Ein Rückblick auf die Elternzeit
Der Altersabstand zwischen unseren beiden Kinder beträgt etwas mehr als zwei Jahre. Meine Große war bei der Geburt von ihrem kleinen Bruder gerade mal zwei Jahre und zwei Monate. Sie war von Beginn an sehr stolz eine große Schwester zu sein und liebte ihren Bruder. Voller Vorfreude kam sie in ihrem Lieblingskleid ins Krankenhauszimmer gerannt. In einer Hand hielt sie das Geschenk für ihren Bruder, einen Plüschaffen, den sie sich selber für ihn ausgesucht hat, fest. Diesen schleuderte sie aufs Bett und hatte nur Augen für das kleine Baby in meiner Hand. Sie wollte ihn auch gleich auf den Arm nehmen. Dieses Bild und die Freude in ihrem Gesicht werde ich nie vergessen. Es war eins der glücklichsten Momente in meinem Leben.
Die ersten Monate mit zwei Kindern
Auch wenn die Große gerne eine große Schwester ist und wir nie mit Enttrohnungsproblemen und Eifersucht zu kämpfen hatten, steckte sie mitten in der Autonomiephase. Das hat oft an meinen Nerven und meiner Geduld gezerrt.
Es waren oft Kleinigkeiten, die sie wütend gemacht haben. Der Schuh ließ sich nicht öffnen oder der Reißverschluss an der Jacke klemmte oder etwas ähnliches. Das Drama war immer groß und ihre Wut fast nicht zu bändigen. Durch das weinen hat sie ihren Bruder oft angesteckt und da stand ich nun mit zwei schreienden Kindern. Ich wusste oft nicht, wem ich nun zu erst helfen soll. Das war für mich frustrierend und ich fühlte mich in solchen Situationen sehr hilflos. Oft auch einfach nur überfordert.
Irgendwann haben wir uns als Familie auch eingespielt. Ich konnte besser auf die Bedürfnisse der zwei eingehen, oft auch gleichzeitig :-). Stillend am Bett der Großen eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, war irgendwann kein Problem.
Die ersten Monate habe ich die Tage hauptsächlich mit Stillen verbracht. Der Kleine war ein richtiges Kuschelbaby und eine kleine Raupe nimmersatt. Bis heute! Es ist unglaublich, wieviel er zum Frühstück verputzt.
Mit dem Kleinen bin ich auch zur Trage-Mama geworden. Wir hatten uns bei Kind Nr. 1 bereits eine Manduca gekauft gehabt und vielleicht 5-6 Mal benutzt. Der Kleine wollte aber sehr viel Nähe und mochte es nicht wirklich im Kinderwagen lange zu liegen. Also habe ich ihn viel getragen. Die Investition einer Trage hat sich hier definitiv ausgezahlt.
Wenn ich den Rückblick auf die Elternzeit in den ersten Monaten in zwei Wörter fassen soll, dann wären es stressig und wunderschön!
Stressig, da die Umgewöhnung von einem Kind auf zwei Kinder das Familiengefüge komplett durcheinander bringt. Man kann sich nicht mehr nur 100% auf das Baby konzentrieren. Da ist noch jemand, der deine Aufmerksamkeit braucht. In den Stunden bzw. Minuten, in denen das Baby schläft, muss Haushalt und co. gemacht werden. Man möchte ja selber auch mal duschen.
Auch als Paar ist man noch mal ganz anders gefordert. Auseinandersetzungen zu Themen wie Erziehungsmethoden und Erwartungen an den Anderen waren normal.
Trotz einiger stressiger Situationen, war es schön mit dem Baby zu kuscheln und ihn bei seiner Entwicklung zu beobachten. Am schönsten fand ich die immer größer werdende Geschwisterliebe zwischen den beiden. Die Große verließ nie das Haus ohne dem Baby ein Abschiedskuss zu geben.
Der Rest des Jahres
Mit der Zeit haben wir uns als Familie eingespielt und die Monate verflogen nur so. Der Kleine erreichte einen Meilenstein nach dem anderen und die Große wurde täglich immer etwas größer und selbstständiger.
Es hat sich auch ein fester Rhythmus im Tagesablauf eingespielt und ich hatte Zeit mich meinen geplanten Projekten zu widmen.
Wie oben bereits erwähnt, habe ich nicht alle geplanten Dinge umgesetzt, aber dafür kamen neue Dinge dazu. So habe ich zum Beispiel mit dem Bloggen begonnen. Eigentlich nur aus Frust, aber mittlerweile liebe ich es und will es auch nicht mehr missen. Ich habe zwar kein Photoshop gelernt, aber mich dafür in andere Tools rein gefuchst und eine komplett neue Welt kennen gelernt.
In dem einen Jahr sind auch viele schöne Nähwerke entstanden. Einige habe ich auch bereits gezeigt. Besonders stolz bin ich auf die Maltasche, die ich zum Geburtstag einer Kita-Freundin meiner Tochter genäht habe. Meine Nähfähigkeiten habe ich in diesem Jahr definitiv verbessert und bin sogar im Näh-Stammteam von Joudii aufgenommen worden. Mittlerweile habe ich auch an einigen Probenden teilgenommen.
Vereinsamen musste ich auch nicht. Auch wenn ich die Zeit für mich sehr genoßen habe. Wenn man schon ein Kindergartenkind hat, ist man zeitlich auf die Abholzeiten eingeschränkt. Der Vormittag verflog oft im Nu mit dem Beseitigen der Spuren vom Frühstück und ein bisschen Hausarbeit. Dann hat man eventuell noch was für das Mittag- bzw. Abendessen vorbereitet und schon war es wieder Zeit, die Große abzuholen. Verbrachte man den Tag auswärts mit Freunden, dann blieb die Arbeit natürlich liegen. Nichtsdestotrotz habe ich mich regelmäßig mit anderen Müttern getroffen.
Bei diesen Treffen mit Freundinnen, die gerade auch in der Elternzeit waren oder im Mutterschutz konnte ich so etwas Berlin weiter erkunden.
Die Elternzeit war im Rückblick nicht so schlimm wie erwartet. Ganz im Gegenteil. Ich habe es sogar genossen, zu Hause zu sein und zu nähen, zu bloggen und mich um die Familie zu kümmern. Daher bin ich schon etwas traurig, dass es am Montag wieder zurück zum Arbeitsalltag geht. Aber ich freue mich auch darauf wieder in meinem Job tätig zu werden.
Wie empfandet ihr die Elternzeit? Habt ihr euch etwas bestimmtes vorgenommen?
2 Comments
annemalie
Ich kann deine Erzählungen nachvollziehen, wenn auch nur mit einem Kind, ist man ja auch mit der neuen Situation etwas aufgewühlt. Ich fand die Zeit toll und habe sie sehr genossen, bin dankbar, dass wir in Deutschland so etwas ermöglicht bekommen und jetzt aber auch froh wieder im Job zu sein. Ich freu mich schon drauf, wenn ich das irgendwann auch noch einmal mit einem zweien Kind erleben darf!
09/25/2017 at 22:07nochsonemutti
Hallo Annemalie, entschuldige bitte die späte Antwort. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass wir mit dem Mutterschutz und der Elternzeit soviel Zeit mit unseren Babys verbringen können. Auch wenn die Regelungen nicht perfekt sind.
10/09/2017 at 22:34Es freut mich auch sehr, dass du meine Erzählungen nachvollziehen. Ich denke, dass sich nach jedem Kind ähnliche Gefühle einstellen wenn die Elternzeit zu Ende geht. Schließlich verbringt man fast den ganzen Tag mit den kleinen Erdenbürgern.