Letzte Woche habe ich mein erstes Kleidungsstück mit Jersey genäht. Es wurde eine Beanie-Mütze für meine kleine Tochter. Ich benutzte dafür das kostenlose Schnittmuster „Chris-Beanie und Halssocke„. Das Beanie hat eine Teilung, die ich zu einem sehr schick finde und zum anderen sehr raffiniert. Das ist mal was anderes.
Beanie nach dem kostenlosen Schnittmuster „Chris-Beanie“
Mit Jersey nähen – ist das schwer?
Man liest ja immer wieder, dass Jersey gar nicht so einfach zu vernähen ist und das vorallem Anfänger großen Respekt vor diesem Stoff haben. Nun, ich bin ja auch Anfängerin was das Nähen angeht und habe mich beim Stoffeinkäufen immer gefragt, ob das nun wirklich so schwer ist. Vor kurzem bin ich in einem lokalen Stoffladen in Berlin nicht an einem Jerseystoff vorbei gekommen und musste ihn mitnehmen. Ich wusste genau, was ich damit nähen wollte.
Nun, jetzt hatte ich den Stoff und musste mich der Herausforderung Jersey nähen stellen. So schwer kann das ja nicht sein. Andere kriegen das doch auch hin. Also, in die Hände gespuckt und ran an die Nähmaschine.
Bevor ich mich ans nähen und zuschneiden gesetzt habe, habe ich mich natürlich dazu erstmal belesen. Man findet auch unzählige Tipps zum Thema Nähen mit Jersey.
Die wichtigsten und hilfreichsten Tipps waren folgende:
- Stoff waschen: Stoffe laufen immer etwas ein, daher sollte man sie vor dem vernähen waschen um nicht dem Nähen und ersten Waschen des schönes Nähstücks keine böse Überraschungen zu haben. Außerdem waschen sich eventuelle Farbüberreste aus. Damit der Stoff sich beim waschen nicht verzieht, sollte man in am besten ringsum mit einem Zickzacktstich zunähen. Vor dem verarbeiten schneidet man die Naht einfach ab.
- Zuschneiden: legt den glatt Stoff auf einen großen Tisch, z.B. euren Esstisch. Der Stoff sollte nicht vom Tisch runterhängen. Wenn ihr keinen großen Esstisch habt, nutz den Fussboden. Vor dem Zuschneiden sollte der Stoff etwas ruhen, damit er sich in seine ursprüngliche Form zurückziehen kann. Für das Zuschneiden habe ich meistens einen Rollschneider verwendet. Dazu legte ich die Schnittteile auf den Stoff und beschwerte diese mit Gewichten.
- Jersey-Nadeln: investiert das Geld und kauft auch spezielle Jersey- oder Streichnadeln. Diese sind an der Spitze abgerundet und zerstören die Maschen des Jersey-Stoffs nicht.
- Nähgarn, ein elastisches Nähgarn ist nicht notwendig, aber man sollte ein hochwertiges nutzen.
- Elastische Stichart: eine normale Nähmaschine hat mehrere elastische Sticharten. Einige haben sogar den Overlock-Stich. Mit dem passenden Overlock-Nähfüsschen können so Overlocknähte genäht werden. Da mir aktuell noch das Overlock-Nähfüsschen fehlt, nähe ich mit dem elastischen Gradstich die Stoffteile zusammen und nutze den elastischen Zickzackstich zum versäubern.
Meine Erfahrung
Mit diesen Tipps fühlte ich mich gut vorbereitet. Es konnte losgehen!
Das Zuschneiden hat super funktioniert. Ich habe das Schnittmusterteil einfach auf den Stoff gelegt und bin mit einen Rollenschneider entlang gefahren. Das Zuschneide mit dem Rollenschneider finde ich persönlich am einfachsten.
An der Nähmaschine kam dann aber die Frustration. An einem Probestück probierte ich die richtige Nähmaschineneinstellung aus und egal, was ich einstellte, es wollte einfach nicht klappen. Die Naht sah entweder nicht schön aus oder, und das war eigentlich das größte Problem, der Oberfaden hat sich am unteren Stoffstück angesammelt und verheddert. Das Stoffstück blieb dann stecken und nichts ging mehr :-(.
Ich probierte verschiedene Sticharten und Stärken der Fadenspannung aus. Nichts funktionierte! Nach Stunden des Probieren bin ich genervt und frustriert ins Bett gegangen.
Am nächsten Morgen saß ich nach dem Frühstück wieder an der Nähmaschine. Ich probierte noch mal ein Stück Jerseystoff zu nähen. Aber das Ergebnis war das gleich wie den Abend davor. Also suchte ich das Problem zu lösen.
Die Nadel war nagelneu, aber ich tauschte diese trotzdem mal aus. Das half leider auch nicht.
Am Nähgarn kann es nicht liegen, dachte ich mir. Das Nähgarn war ebenfalls neu und wurde im Fachhandel gekauft. Man soll ja quälitativ hochwertiges Garn nehmen. Wobei ich die meisten meiner Nähprojekte mit Discountgarn nähte und die Qualität immer stimmte. Ich versuchte das nähen mit einem der Discountgarne, aber das Ergebnis war sogar noch schlimmer.
Nach dem ich das Internet den halben Tag nach weiteren Tipps durchforstete, stieß ich auf den Tipp, Backpapier zwischen Stoff und Füßchen zu legen. Damit soll der Tranpsort des Stoffes erleichtert werden. Ein weiterer Tipp war, dass man Stickvlies unter die Stofflagen legt. Auch das soll den Transport des Stoffes verbessern und das einziehen verhindern.
Da bei mir das Problem darin bestand, dass am unteren Stoff sich der Faden zusammen knäulte und verhedderte, entschied ich die Variante aus beiden Tipps zu versuchen. Ich hatte kein Stickvlies zur Hand, also legte ich Backpapier unter die Stofflagen und nähte mit einem elastischen Stich meine Beaniemütze zusammen. Und siehe da, dass klappte.
Ich konnte ziemlich lange Strecken ohne Probleme nähen. Der Faden verhedderte sich trotzdem noch ab und zu, aber nicht mehr so schlimm. Nach dem Nähen kann man das Backpapier einfach wegreißen.
Die Lösung führte zwar zum Ziel, war aber nicht sehr praktisch. Bei anderen klappt das nähen doch auch ohne Backpapier, oder?
Am nächsten Tag bin ich also zum Stoffladen meines Vertrauens gegangen und berichtete über mein kleines Problemchen. Dort sah man mich mit großen Augen an und meinten, dass es entweder an der Nadel liegt oder am Nägarn. Ich nahm dann auf Empfehlung eine neue Spule Nähgarn mit. Zu Hause probierte ich das nähen von Jersey mit dem neuen Nähgarn aus.
Und wisst ihr was, ich hatte ABSOLUT KEINE Probleme mehr beim nähen. Es bildeten sich keine Schlaufen, der Stoff wurde auch nicht in die Maschine eingezogen, noch gab es andere Schwierigkeiten den Jerseystoff zu vernähen. Es lag also doch am Nähgarn.
Im Bild seht ihr die Unterschiede der beiden Garne.
Unterschiede im Nähgarn. Links ist das Nähgarn weniger fusselig. Damit hat das nähen des Jerseystoffes geklappt
Und weil mich das so glücklich machte, habe ich gleich ein Outfit für einen neuen Erdenbürger genäht. Das präsentiere ich euch aber in einem anderen Post. Unten seht ihr noch ein Bild meiner Nähmaschineneinstellung. Auf dem Bild hatte ich die Fadenspannung bei 5, aber 4 ist sogar besser.
Nähmaschineneinstellung: Elastischer Stich, Fadenspannung 4-5