Familie

Moment des Schreckens

Man bekommt es überall gesagt. In jedem Babyratgeber liest man es. Auch der Kinderarzt verteilt bei einer der ersten U-Untersuchungen ein Merkblatt zur Sicherheit mit Baby. Ich spreche von der allerwichtigsten Regel überhaupt, das Baby nicht unbeaufsichtigt auf Wickeltisch und Co. lassen. Man weiß das und trotzdem kommt es aus irgendwelchen Gründen vor, dass man nur ganz kurz das Baby auf dem Elternbett liegen lässt und sich einen Moment weg dreht. Oder sogar für einen Moment das Zimmer verlässt.
Und genau in diesem unachtsamen Moment passiert es. Das Baby oder das Kleinkind rollt vom Bett! 

Was ist passiert?

Die Osterfeiertage endeten nicht wie geplant oder gewünscht. Anstatt gemütlich bei einem Gläschen Wein auf der Couch mit dem Liebsten zu sitzen, verbrachte ich den Abend wartend in der Rettungsstelle.
In einem unachtsamen Moment ist mein sieben Monate altes Baby von unserem Bett gerollt! Er ist mit dem Kopf voraus gefallen und landete auf der linken Stirnseite während ich ihn noch versucht habe aufzufangen. Aber es ging alles so schnell und doch irgendwie kam mir der Sturz wie in Zeitlupe vor. Ich sah genau wie er zuerst mit seinem kleinen Köpfchen aufstieß, sein Körper folgte dann gefühlt einige Momente später. Er hat sofort fürchterlich angefangen zu schreien. Ich war einfach zu langsam um ihn noch aufzufangen. Sofort nahm ich ihn auf den Arm und versuchte ihn zu trösten.
 Mein Freund sowie die Große kamen auch sofort angerannt.  Ich bekam von meinem Freund einen sehr vorwurfsvollen und bösen Blick, gefolgt von den ersten Vorwürfen, warum ich den nicht besser aufpasse während er im gleichen Moment mir unser Baby aus dem Arm nahm. Wir beide standen da und versuchten unseren kleinen Schatz zu trösten.

Und dann blieb die Atmung aus

Er hatte den Kleinen keine zwei Minuten auf dem Arm, da blieb die Atmung aus. Mein kleines Baby hat einfach aufgehört zu atmen. Ein riesen Schock!
Wir wurden panisch und hatten tierische Angst. Ich nahm den Kleinen wieder in meinen Arm und legte ihn aufs Bett. Ich glaube mein Freund versuchte ihn zu animieren, während ich irgendwie wie gelähmt da stand. Irgendwann schrie ich nur, dass er den Notruf anrufen soll. Das Handy lag in der Nähe, aber ich konnte es nicht sofort entsperren. Nachdem ich die Notruf-Nummer wählte, gab ich es meinem Freund. Ich konnte einfach nicht sprechen. In meinem Kopf war absolute Leere und ich hatte Angst. Angst, dass der kleine Körper vor mir nicht mehr atmen wird. Angst, dass wir ihn verlieren. Angst, dass mein Kind durch mein Fehlverhalten sterben wird. Ich wollte nur, dass er wieder anfängt zu atmen. Ich glaube auch, dass ich auch immer zu „Bitte atme, bitte atme“ stammelte.
Unser kleines Baby fing wieder zu atmen an. Was mir wie eine Ewigkeit vorkam, waren nur einige Sekunden. Es ging alles so super schnell. Während mein Freund noch mit den Rettungsleuten telefonierte, atmete unser Baby wieder ganz normal und hatte sich auch bereits beruhigt. Er weinte nicht mehr. Er lag ganz erschöpft in meinen Armen und weinte vor Erleichterung.

Kommt Feuerwehrmann Sam?

Und ist ein Stein vom Herzen gefallen. Bis die Rettungsleute eintrafen, war unser Kleiner wieder gut drauf. Er lachte und machte mit seiner großen Schwester wieder Quatsch. Als wäre nichts passiert.
Meine Große hat in der ganzen Situation großartig reagiert. Sie war sehr gelassen und sagte immer „Keine Panik, nur keine Panik“. Sie tröstete ihren kleinen Bruder und streichelte ihm übers Köpfchen.
Als wir ihr erklärten, dass die Rettungsleute kommen, fragte sie uns, ob auch Feuerwehrmann Sam kommen kann. (Für alle, die Feuerwehrmann Sam nicht kenne: Feuerwehrmann Sam ist eine animierte Kinderserie, die vom Berufsfeuerwehrmann Sam handelt, der in der kleinen Feuerwache des Ortes Pontypandy arbeitet und als Retter in der Not zur Hilfe kommt).
Die Rettungssanitäter konnten ebenfalls nichts auffälliges feststellen. Zur Sicherheit sind wir jedoch in die Rettungsstelle ins nächstgelegene Krankenhaus gefahren. Sicher ist sicher!
Ich hatte noch nie so große Angst um mein Kind in meinem Mama-Dasein. Mit unserer Tochter haben wir zwar schon den ein oder anderen Sturz erlebt, aber keiner war so beängstigend. Ich machte mir den Rest des Abends große Vorwürfe, auch wenn nichts schlimmeres passiert ist. Ich zweifelte sogar an meiner Fähigkeit eine gute Mutter zu sein. Wie konnte ich mein kleines Baby nur alleine lassen! Ich weiß es ja eigentlich besser.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie schnell wir im Alltag mal nachlässig werden und unser Baby z.B. kurz auf dem Bett liegen lassen um nach dem Essen auf dem Herd zu schauen oder die Wäsche in den Schrank einräumen oder ähnliches. Bei uns beginnt nun die mobilere Zeit. Wir werden mit Sicherheit noch viele Stürze unserer Kinder erleben. Ich hoffe jedoch, dass keiner dabei sein wird, der mich solche große Angst einlöst wie dieser hier.
Passt auf euch und eure Kids gut auf.

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